Auktion 61 / Los 43

Titel
ADAM UND EVA
Künstler
PETER BREUER
Künstlerdaten
1856 Köln - 1930 Berlin
Entstehung
1898
Technik
Bronze, dunkel patiniert
Maße
H. 150 cm
Limitpreis
12.000 €
Zuschlag
39.000 €
Beschreibung

Hinten auf der Naturplinthe bezeichnet 'Peter Breuer', sowie 'Guss Martin & Piltzing Berlin'. Verwitterungsspuren der patinierten Oberfläche (partielle Grünspanbildung). Provenienz: Bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Besitz der Familie Dr. Edmund Rumpler (1872 - 1940). Nach 1945 Rheinischer Privatbesitz. Literatur: Sibylle Einholz, Peter Breuer - Ein Plastiker zwischen Tradition und Moderne, Phil.Diss. FU Berlin 1984; P. Bloch / S. Einholz / J. von Simson (Hrsg.), Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786 - 1914, Berlin 1990. 'Die überlebensgroße Bronzegruppe stellt das erste Menschenpaar Adam und Eva dar. Gezeigt ist der Moment nach der Vertreibung aus dem Paradies. Das religiöse Thema ist, trotz des erzählerischen Inhaltes, nur am Rande anekdotisch aufgefasst. Zusammengesunken und eng umschlungen vermittelt das Paar die tiefe Verzweiflung seiner Situation. Schützend hält Adam die zusammen gebrochene Eva in seinen Armen. Das Paar steht symbolhaft für menschliche Emotionen und die Liebe, die sie in ein gemeinsam zu tragendes Schicksal einbindet. Die Stimmung der trostlosen Verzweiflung ist den Gesichtern ablesbar. Die psychologisierende Gemütsregung, die Bewegtheit der Gruppe und die malerische Oberflächenwirkung sind typische Mittel neubarocker Stiltendenzen. Das hier gezeigte Exemplar ist die einzige Bronzereplik der Gruppe ''Adam und Eva'' von Peter Breuer, die nach dem Originalgips von 1894 umgesetzt wurde. Sie entstand 1898 und wurde in der Berliner Gießerei Martin & Piltzing angefertigt, einer Firma, die sich durch Großgüsse für Denkmäler hervorgetan hatte. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die ''Adam und Eva''-Gruppe im Besitz der Familie des, mit dem Bildhauer befreundeten Flugingenieurs Dr. Edmund Rumpler (1872 - 1940). Rumpler stellte die Bronzegruppe 1936 für die Ausstellung ''Berliner Bildhauer von Schlüter bis heute'' zur Verfügung. Bis zuletzt befand sich das Kunstwerk in Privatbesitz. ''Adam und Eva'' gilt als Hauptwerk Breuers im Bereich seiner autonomen Genrearbeiten. Als Werk des frühen Schaffens nimmt es neubarocke Tendenzen in der Bildhauerei auf, so, wie sie der Mentor und Förderer Breuers, Reinhold Begas, vertrat. War Breuer 1891 mit der Statuette ''Frühling'' schon ein Werk fast jugendstilhaften Charakters gelungen, so kann man die danach vollendete religiöse Genregruppe ''Adam und Eva'' als Reverenz an den bedeutenden Kollegen Begas verstehen, der den jüngeren Bildhauer in mehrere Großprojekte einband und damit Breuers Erfolg wesentlich begünstigte. Eine erste Skizze des Werkes ''Adam und Eva'' soll schon 1880 entstanden sein. Die erste originalgroße Gipsfassung wurde auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1894 mit einer ''Kleinen Goldenen Medaille'' ausgezeichnet. Die gleichgroße Marmorfassung, die 1896 bei der Internationalen Kunstausstellung in Berlin erstmals gezeigt wurde, bekam 1897 in München die ''Goldene Medaille'', auf der Weltausstellung in Paris 1900 die ''Große Ehrenmedaille'' und auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 den ''Grand Prix''. Diese einzige Marmorfassung ist bis 1907 im Besitz des Künstlers nachzuweisen. Als Ankauf der Düsseldorfer Akademie gelangte sie 1941 in den Flora-Garten der Stadt, wo sie sich noch heute befindet. Sowohl die Berliner Firma Gladenbeck, als auch Lauchhammer boten Güsse in reduzierter Größe an. Eine ganze Reihe dieser sogenannten Ladenbronzen hat sich in Privatbesitz erhalten. Peter Breuer wurde am 17. Juni 1856 in Köln geboren. Der handwerklichen Lehre in der Heimatstadt folgte 1874 eine Ausbildung an der Münchener Akademie und bis 1879 ein Studium an der Hochschule der Berliner Akademie der Künste. Von dieser Zeit an beschickte Breuer regelmäßig die Akademie-Ausstellungen. Kleinere Erfolge stellten sich ein, bevor er 1889 mit der Sitzstatuette ''Frühling'' eine erste öffentliche Anerkennung erhielt. Die Mitarbeit am Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal mit der Ernennung zum ''Kgl. Preuss. Professor'' und die Förderung durch Reinhold Begas, ermöglichten Breuer den Aufstieg und die Teilhabe an der Vergabe öffentlicher Aufträge. Begas beteiligte ihn am Projekt der ''Siegesallee''. In diese Zeit fällt die ''Kleine Goldene Medaille'' für die religiöse Genregruppe ''Adam und Eva'' (1894). Mit der ''Großen Goldenen Medaille'' (1897) gelingt der Eintritt in die Gruppe der ''offiziellen'' Künstler. Als Mitglied der Königlichen Akademie der Künste wird Breuer zum Senator ernannt, eine Funktion, die er bis 1927 ausübte. Breuer entwickelte sich zu einem vielbeschäftigen Denkmalsplastiker, zu dessen bedeutendsten Monumenten der Bismarck für Breslau (1900), das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Halle (1901) und das Lilienthal-Denkmal in Berlin-Lichterfelde (1914) gehören. Den Endpunkt seiner künstlerischen Entwicklung findet man im Beethoven-Denkmal für Bonn (1926) realisiert. Auch die parallel entstehenden Kleinplastiken erfreuten sich großer Popularität. Der Stil des Bildhauers reicht von neubarocken Einflüssen der frühen Werke bis zu Merkmalen einer sich ausbildenden Moderne, die sich tendenziell in seinem Oeuvre offenbaren und ihn zu einem typischen Vertreter der Übergangsgeneration machen. Breuer starb am 1. Mai 1930 in Berlin.' Wir danken herzlich Frau Prof. Dr. Einholz, Berlin, für die Bereitstellung dieses Katalogbeitrages.